Meditation über das Nicht -SelbstEine Freundin von mir hat sich um ihre dreiundneunzigjährige Mutter gekümmert. Die Ärzte sagen, dass ihre Mutter jeden Tag sterben wird. Seit mehr als einem Jahr lehrt meine Freundin ihre Mutter Meditationsübungen, die sehr hilfreich sind. Sie begann damit, die Samen des Glücklichseins in ihrer Mutter zu gießen, und jetzt wird ihre Mutter jedes Mal sehr lebendig, wenn meine Freundin vorbeikommt. Kürzlich sagte sie zu ihrer Mutter: "Dieser Körper ist nicht wirklich deiner. Dein Körper ist viel größer. Du hast neun Kinder, Dutzende von Enkeln und auch Urenkelkinder. Wir sind alle Nachkommen von dir, und wir sind sehr glücklich und gesund. Du bist sehr lebendig in uns."
Ihre Mutter konnte das sehen und sie lächelte. Meine Freundin fuhr fort: "Als du jung warst, konntest du vielen Menschen das Kochen und viele andere Dinge beibringen. Du hast die Menschen glücklich gemacht. Jetzt tun wir das Gleiche; wir setzen die Arbeit fort, die du begonnen hast. Als du jung warst, hast du Gedichte geschrieben und gesungen, und jetzt schreiben viele von uns Gedichte und singen schöne Lieder. Du setzt dich in uns fort. Du bist viele Wesen zur gleichen Zeit." Dies ist eine Meditation über das Nicht-Selbst. Es hilft der Mutter zu sehen, dass ihr Körper nur ein kleiner Teil ihres wahren Selbst ist. Sie versteht, dass sie, wenn ihr Körper sich verabschiedet, in vielen anderen Formen fortbestehen wird. - Thich Nhat Hanh, vietnamesischer ZEN-Lehrer
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Haben wir in einem plötzlichen Tod eine Chance, bewusst zu sterben?Lieber Freund, danke für deine gut formulierte Frage, die gerade jetzt, in Zeiten von Corona, aktueller denn je ist. Ich werde mich hier kurz fassen. Ich gehe hier davon aus, dass du mit Meditation oder der Kunst des stillen Gewahrseins vertraut bist. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass wir alle aufwachen werden, nachdem das Leben in dieser Form vorbei ist. Sonst wäre unsere Welt voll von Menschen, die erstaunliche Dinge über den Übergang und das, was wir BARDO nennen, berichten. Also, ein vertieftes Bewusstsein unserer wahren Natur ist erforderlich, um einen bewussten Übergang zu erleben. Ich habe in diesem Leben noch keinen bewussten Übergang des körperlichen Todes vollzogen, bin also kein Experte in dieser Sache, will auch nicht einfach buddhistische oder andere Lehren wiederholen. Wenn wir einen plötzlichen Tod sterben und kein Erwachen hatten (damit meine ich eine Einsicht oder längere Perioden des Seins in einem ungeteilten Zustand, unserer unsterblichen Natur), und nicht geübt haben, im zeitlosen gegenwärtigen Moment voll bewusst zu sein, werden wir wahrscheinlich nur einen "Blackout" erleben, wenn wir in die Auflösung fallen, und wieder aufwachen, ohne irgendeine Erinnerung an den Urgrund des Seins, oder sogar, dass wir vorher existiert haben. Stirbt ein Mensch plötzlich oder in tiefem Leiden, z.B. an einer schweren Covid-19 Krankheit, und er/sie hat keine Fähigkeit, dabei bewusst zu bleiben (was selbst für erfahrene und fortgeschrittene Meditierende sehr schwierig ist), wird der Moment der Trennung von Körper-Geist vom Bewusstsein nicht bewusst erlebt werden (aufgrund von Angst, Panik oder Widerstand gegen körperliche Schmerzen), was es diesem Menschen nicht erlaubt, bewusst zu bleiben. Eine Person, die bestimmte Einsichten in ihr formloses Bewusstsein hat und infolgedessen Momente tiefer Liebe, Mitgefühl, innerem Frieden, Vertrauen und Freiheit gelebt hat, könnte im Sterben oder im weiteren Übergang zu ihrer wahren Natur erwachen, weil in ihr eine starke Dringlichkeit entsteht, ihre wahre Natur vor oder im Moment des Todes zu erkennen. Also, ein Meditierender oder bereits erwachter Mensch ist in der Lage, bewusst zu bleiben. Ich empfehle unbedingt, dir deine tiefste Absicht für dieses Leben, deine tiefsten Werte, sehr bewusst zu machen, und wenn diese einschließen, tief bewusst zu sein, was nicht schwer ist, wenn du gelernt hast, was mühelose Meditation bedeutet: sich bewusst zu sein, dass dein Bewusstsein zu jeder Zeit bereits bewusst ist. Es kommt also darauf an, was du wirklich, wirklich willst für dein Leben, und wie du diese Werte in deinem täglichen Leben anwendest. In diesem Fall besteht eine große Chance, im Tod wach zu bleiben, auch wenn er plötzlich kommt, so wie das Bewusstsein auch nicht wirklich verschwindet, wenn wir schlafen. Es geht einfach zurück in seine tiefe Quelle. Wenn wir unsere wahre Natur erkannt haben, wenn auch nicht vollständig, und geliebt und meditiert haben, können wir uns an unser Vertrauen und unsere Präsenz erinnern, und daran, wer wir wirklich sind. Dann liegt es an der göttlichen Gnade, uns einen bewussten Übergang zu gewähren. Ich hoffe, diese Zeilen laden dich ein, es für dich selbst herauszufinden, und am Ende ist es vielleicht gar nicht mehr so wichtig, weil du darauf vertraust, dass die Existenz weitergeht, mit oder ohne Körper*Geist. Mit Liebe - Veetman Begegnungen an der Schwelle des Todes. Eine sterbende Frau geht mit Mut und Leichtigkeit in ihren Tod. Die Elemente setzen sich zusammen und kehren zu ihrem Ursprung zurück. Abschied nehmen"So kalt", sagte Mom und drehte ihren Kopf leicht, um meine Hände zu betrachten. "Lass sie mich aufwärmen." Ich legte meine beiden Hände in ihre, begann zu weinen und fragte mich, wer hier wen festhielt. Minuten später löste sie ihren Griff. Übte sie das Sterben während Beethovens Requiem-Messe, reiste sie in die Ferne wie jemand auf einem psychedelischen Trip? War ich, ihr einziger Sohn und eine mächtige Verbindung zur Welt der Lebenden, ein guter Partner für sie bei solchen Übungen? Ich erinnerte mich daran, wie sie, als ich ein kleiner Junge war, diese Stücke so schön auf dem Klavier gespielt hatte. Schließlich, als die Mondscheinsonate endete und die fünfte Sinfonie begann, ließ meine Mutter los und bewegte ihre Hände zu ihrem Bauch, allein mit ihren Gedanken, so wie ich mit meinen war. Mom hatte nach Beethoven gefragt, aber hörte sie ihn oder war sie einer anderen Melodie zugewandt, weit weg, dem Klang der Sphären? Was für ein Mysterium ist dieses ganze Sterben, dachte ich, so viel Nicht-Wissen. Doch mein Bauchgefühl sagte mir unmissverständlich, dass ich weiterhin Zeuge ihrer Reise, ihres Übergangs, ihres Endes sein werde. Und mein Herz wärmt mich mit einem Gefühl des Glücks, vom Schicksal oder der gemeinsamen Geschichte auserwählt zu sein, sie zu begleiten. Minuten später hielt ich mich am Geländer fest und fragte mich, wie lange ich noch bleiben würde und ob ich meine Mutter jemals wieder lebendig sehen würde, wenn ich sie verlasse. Die Tränen kamen wieder, als Mom meine Hand nahm und sie küsste. "Ich liebe dich so sehr", sagte sie leise. Ihr Lächeln war selig, ihr Blick durchsichtig. "Ich liebe alle so sehr." Ein unerwartetes Gefühl, geflüstert von einer Frau, die selbst ihren engsten Menschen gegenüber Misstrauen gezeigt hatte. War dies die raue Gerechtigkeit Gottes, die meine Mutter bearbeitete und sie dazu trieb, ihre neuen Wahrheiten auszusprechen, ungeachtet dessen, was sie ein Leben lang getan hatte, um sie zu umgehen oder zu begraben? Wie so viele von uns war sie das Opfer ihrer eigenen Geschichte und schleppte sie wie einen Kettenmantel hinter sich her. Konnte sie den Mantel abstreifen und ihr Alter zu diesem späten Zeitpunkt erreichen? Leb wohl, Gott segne dich, Mom. Ich werde dich immer lieben. Wie verhalte ich ich mich mit Menschen im Koma?Koma – Patienten und die Lebensrückschau.
F: Meine Mutter hatte einen massiven Herzanfall und liegt im Koma. Wie könnte sie jetzt noch sagen: Bitte verzeih mir. Ich verzeihe dir. Danke. Ich liebe dich. Lebe wohl? A. Mit jemandem im Koma ist es schwer zu sagen, ob sie noch hören, fühlen und denken können. Ich gehe das Risiko ein, mich zu irren, und nehme immer an, dass jemand im Koma hören und fühlen kann. Deshalb bleiben einfache Erklärungen, eine menschliche Stimme und Berührung wichtige Elemente der Betreuung. Deine Mutter kann vielleicht noch hören, auch wenn sie die Fähigkeit verloren hat, die „ 4 Dinge: Bitte verzeih mir. Ich verzeihe dir. Danke. Ich liebe dich. “ und Lebewohl zu sagen. Sehr wahrscheinlich kann Ihre Seele noch vieles wahrnehmen (die Berichte von Menschen, die schon klinisch tot waren, und zurückkamen, und selbst Details aus der „Zeit und Umgebung des Todes“ berichten konnten, weisen sehr deutlich darauf hin). Denk daran, dass der Zweck der Lebensrückschau der ist, wichtige Beziehungen abzuschließen und bewusst Lebewohl zu sagen. Es wird nicht schaden und kann ein großes Geschenk für Dich/Euch sein, ihr zusagen, dass Ihr sie liebt und ihr sie vermissen werdet. Wo immer es emotionale Konflikte oder Auseinandersetzungen in der Familie gegeben hat, kann der bevorstehende Tod eines Familienmitgliedes eine Gelegenheit zur Heilung sein. Was hätte deine Mutter am allerliebsten geschehen sehen, bevor sie starb? Viele von uns werden Menschen begegnen, die in einem Koma liegen, oder kennen vielleicht Menschen in einem Koma. Oft kommen deshalb Fragen: Wie verhalte ich ich mich mit Menschen im Koma? Ein Mensch im Koma befindet sich, auf einfache Weise gesagt, auf einer oberen Etage des Hauses. Er ist nicht auf dem Erdboden, dort, wo wir sind. Natürlich sind da noch feine Verbindungen zum Körper/ Verstand, denn der Mensch hat offensichtlich seinen Körper nicht verlassen. Aber er hat eine andere Sicht der Welt. Oft werden Menschen im Koma völlig ignoriert, weil wir denken, dass wir nichts für sie tun können, sie sind nicht tot, aber alles, was wir glauben tun zu können ist die Aufrechterhaltung des Körpers, die Sorge für den Körper. Was ich sehe, ist, dass Menschen im Koma oft völlig "da sind", und es gibt verschiedene Ebenen von Koma, so wie Menschen z.B. in verschiedenen Ebenen eines Traums sein können. Es ist sehr hilfreich und weise, wenn du mit jemandem, der im Koma liegt, sprichst, wenn du bei ihnen bist. Oft ist Koma so etwas, wie wenn du in einem Traum warst, und er erschien so wirklich, und wenn du aufwachst, erkennst du, das es ein Traum war. Manchmal glauben Menschen im Koma, dass sie träumen, sie wissen nicht genau, was passiert, weil niemand direkt zu ihnen spricht; es ist also sehr hilfreich, zu ihnen zu sprechen, zu erklären, dass sie im Koma sind, mit ihnen auf möglichst liebevolle Weise zu sprechen, über Verzeihen, oder was immer in deiner Intuition das Richtige sein könnte, aus deinem Verstehen der Arbeit an dir selbst, über ihre Situation, über verschiedene Ebenen von Bewusstsein, vielleicht über Menschen, die sie lieben. Oft sagten Menschen, die aus einem Koma zurückkamen: "Wenn bloß jemand mit mir gesprochen hätte. Das hätte mir so geholfen, mich nicht so allein gelassen zu fühlen in diesen seltsamen Bereichen; zu erkennen, dass ich noch im Leben war. Es ist also sehr hilfreich und mitfühlend, zu ihnen zu sprechen, und dabei nicht zu rational zu sein. Wenn es dich anzieht, als einen Dienst am Menschen, mit Menschen im Koma präsent zu sein, sprich zu ihnen, und dann sitz still bei Ihnen. Arnold Mindell hat ein Buch geschrieben. Schlüssel zum Erwachen: Sterbeerlebnisse und Beistand im Koma. Ein grossartiges Buch, und leicht zu verstehen, es zeigt uns, wie wir mit Menschen im Koma auf einer bestimmten Ebene arbeiten können. Ich arbeite mehr auf einer intuitiven Ebene, er spricht auch über Ebenen von Intuition, und wie wir manchmal sogar Reaktionen von Menschen im Koma bekommen können. Ich könnte selbst über einige Erfahrungen damit berichten. Es ist also wichtig zu wissen, dass Menschen im Koma oft "ganz hier sind"; wir sollten nicht im gleichen Raum über sie zu anderen sprechen, und wenn du bemerkst, dass andere dies tun, mach sie respektvoll darauf aufmerksam. Oft wissen wir nicht, warum Menschen aus medizinischer Sicht im Koma sind. Oft sind Menschen im Koma, weil sie erledigte Dinge abzuschliessen haben, im Zusammenhang mit Familienmitgliedern, es gibt viele viele Ebenen, aber der Zustand " Er/ Sie ist wie ein Gemüse" ist überhaupt nicht meine Erfahrung. Wenn jemand das sagt, wollen wir sie nicht kritisieren, sondern verstehen, dass es ihre Erfahrung ist, aber wir sollten wissen, dass uns viele Erfahrungsbereiche auch im Koma verfügbar sind. Wir sollten niemals glauben, dass wir zum Bewusstsein von Menschen, egal wo ihr Bewusstsein gerade ist, überhaupt keine Verbindung aufnehmen können. Es geschieht aber mehr auf der intuitiven Ebene des Herzens, der Seele, auf der Ebene, auf der wir alle als Bewusstsein, als Teile des Ganzen, miteinander verbunden sind. Dies ist auch die Ebene, auf der die Meditation der Transformation durch das Herz von Mitgefühl geschieht. Ein Aspekt unserer Ausbildungen ist die Praxis dieser Meditationsform, eine wesentliche Methode in der spirituellen Sterbebegleitung,die wir (auch ohne Worte) am Bett des Sterbenden oder eines Menschen im Koma anwenden können. Die Verwirklichung der Ganzheit erfordert den Willen, sein ganzes Wesen einzusetzen. Ich denke, das genügt; es kann keine leichteren Bedingungen geben, keinen Ersatz, keine Kompromisse. ~C. G. JUNG Was Licht geben soll, muss das Verbrennen ertragen. ~Viktor Frankl Die Nachricht, dass man eine unheilbare Krankheit hat, ist niederschmetternd, meistens eine persönliche Tragödie sondergleichen, sowohl für denjenigen, der/die Krankheit hat, als auch für diejenigen, die ihn oder sie lieben. Verständlicherweise wäre jeder von uns entsetzt bei dem Gedanken an Schmerz und Leid und die rohe Empfindlichkeit von Fleisch und Gewebe. Das Gefühl hier ist eines, im eigenen sterbenden Körper gefangen zu sein. Ich habe so viele Menschen getroffen, die mir sagten, dass sie sich von ihrem eigenen Körper, ihrem eigenen Fleisch, ihren eigenen Organen total verraten fühlten. Ich war bei ihnen, als sie entsetzt auf eine Amputation oder eine Entstellung oder einen wachsenden Tumor blickten, der kränkend die Nähe des Todes des Körpers ankündigte, dem sie nicht entkommen konnten. Es ist klar, dass der Schmerz nicht rein körperlich ist. Wir sind ganze Wesen und das Leiden befindet sich auf der Ebene des ganzen Wesens. Leiden ist die psychische Komponente des ertragenen Schmerzes. Wir haben jetzt in unseren Möglichkeiten zur Begegnung die Fähigkeit, den körperlichen Schmerz und die verschiedenen Unannehmlichkeiten von über 90% der Hospiz-assoziierten todkranken Krebspatienten unter einem für sie durchaus akzeptablen Grad der Kontrolle zu halten. Für die unheilbar Kranken, die ohne adäquate Schmerzlinderung sterben würden, ist der Sterbeprozess eine andere Geschichte, eine, die im Sinne Maslows weit mehr durch Mangelbedürfnisse als durch das Entstehen von Seinswerten gekennzeichnet ist. Das Sterben unter unerträglichen Schmerzen ist ein anderes Thema. Es wirft tiefe und kontroverse Fragen auf. Es verlangt, dass wir unsere Werte über die künstliche Verlängerung des Lebens in einem leidenden physischen Körper untersuchen. Die Bedeutung dieses Themas kann nicht überschätzt werden, aber es kann an dieser Stelle nicht ausführlich angesprochen werden. Es ist das Thema einer anderen Auseinandersetzung. Es ist ein Thema, das nichts weniger als unsere tiefste Demut, unser tiefstes Mitgefühl, unsere tiefste Weisheit und unseren tiefsten Respekt füreinander verlangt. Dieser Vortrag ist ein Auszug aus dem neuen Audiobuch: Einssein mit dem Sterben, erhältlich ab Ende Juni 2021 im Audioshop. 12 Stunden Vorträge, Meditationen, Übungen, Antworten auf Fragen, persönliche Erfahrungen und Videos über Spirituelle Sterbebegleitung. Spirituelle Sterbebegleitung.Vor einigen Jahren verbrachte ich Zeit in einem Krankenhaus mit einer älteren Frau, die Brustkrebs hatte. Kurz bevor sie starb, sagte sie zu mir, dass man nie wissen könne, wie das Sterben sein, bis es einem selbst passiert. Ihre Augen sagten dabei mehr als ihre Worte. Alle Geschichten, die sie sich darüber erzählt hatte, wie sie sterben würde, zerbrachen an der Wirklichkeit ihres tatsächlichen Sterbens zwar können wir uns mit den physiologischen, psychologischen und spirituellen Abläufen des Sterbens vertraut machen, aber wir werden den Tod nicht kennen, bis er uns einholt. Wir können jedoch sein Terrain erkunden. Wir können die vielen kleinen Tode und Geburten betrachten, die wir im Alltag erfahren, und Verlust, Wandel und Unbeständigkeit erforschen. Wir können versuchen, unser Bewusstsein spiritueller Praxis zu stabilisieren. Wir können auf die Geschichten hören, die wir uns selbst über den Tod erzählen. Vielleicht können wir den Knoten lösen, mit dem wir uns an diese Geschichten binden, in der wir tief in sie eintauchen und zu ihrem Herzen vordringen. Verständlicherweise versuchen viele von uns, der Wahrheit, dass wir eines Tages sterben werden, aus dem Weg zu gehen. T. S. Elliott weist darauf hin, dass wir Menschen “nicht allzu viel Wirklichkeit vertragen“. Anstatt uns auf den Tod vorzubereiten, versuchen wir, ihn zu kontrollieren oder zu ignorieren, und erzählen uns Geschichten über ein Leben bis ins hohe Alter, in der Hoffnung, unserer Existenz dadurch ein Fundament zu geben, eine Gewissheit, in der wir uns sicher fühlen. Diese Geschichten können entweder problematische Illusionen sein oder „heilsame Fiktionen“, wie der Psychologe James Hillmann sie nennt. Geschichten, die uns darin unterstützen, im Leben und Sterben einen Sinn zu finden. Falls wir zum Beispiel an einer Geschichte über den Tod als Tragödie und Niederlage festhalten, beeinflusst dies ganz gewiss unserer Erfahrung des Sterbens und wie wir sterbenden Menschen begegnen. Wenn wir uns andererseits eine Geschichte über den Tod als großes Abenteuer zählen, es sich dann aber herausstellt, dass wir im Sterben unserer geistigen und körperlichen Fähigkeiten verlieren und uns einfach nur schlecht fühlen, fragen wir uns vielleicht, was mit unserer Idee eines sogenannten „guten Todes“ geschehen ist.Wir wissen nicht, wann und wie wir sterben werden- selbst während wir bereits im Sterben liegen. Gut ist in allen seinen Aspekten etwas Mysteriöses, können unsere Geschichten ein Tor zum Unbekannten sein, sie können uns und andere aber auch über das hinwegtäuschen, was geschieht.Eine Freundin in ihren späten Achtzigern, eine unerschütterliche Optimistin, spürte, dass sie sich bald davon machen würde. Ihr Herz musste sich anstrengen, um mit ihr noch Schritt zu halten. Sie hatte eine humorvolle oder auch romantische Idee von ihrem Ableben, sie wollte von ihren jüngeren Freunden und Freundinnen umgeben sein, wenn sie starb. Ja sie wollte sogar noch eine Party feiern. Ihre Erschöpfung-eine Konsequenz ihrer Herzschwäche-zu überwinden bedurfte eines eisernen Willens. Wenn jemand fähig war, seine Sterbeszene zu planen, dann Sie. Doch wie es sich ergab, starb sie eines Nachts im Schlaf, frei von ihrer Geschichte. Einige Freunde waren enttäuscht, als sie herausfanden, dass sie ihren fröhlichen Abgang ohne sie gemacht hatte. Die Party fand dann trotzdem noch stellt. Ein junger Mann, den ich begleitete, fand, dass er bereit war zu sterben, und setzte seine Medikamente ab. Er hatte die Vorstellung, dass er dadurch einige Tage später einen „würdevollen Tod“ sterben würde. Wir sagten ihm, dass der Körper sich seine eigene Zeit nimmt, um zu sterben, und wir nicht wissen, was geschehen würde. Er konnte unseren Rat jedoch nicht annehmen, sondern hielt an seiner Geschichte fest, dass er einen schnellen, heroischen Tod sterben würde.Die Tage vergingen, und er starb nicht. Der junge Mann wurde immer unglücklicher. Hatte sich beherzt von seiner Familie und seinen Freunden verabschiedet, er war bereit und wollte nicht, dass sich die Dinge noch länger hingezogen.Vier Monate später war seine Geduld erschöpft. Sein Tod stellte sich nicht so ein, wie er ihn sich vorgestellt hatte, und er fühlte sich von seiner Geschichte betrogen. Eine noch so große Anteilnahme, Unterstützung, Liebe oder vernünftiges zureden konnten seinen Ärger beschwichtigen, während er seine Geschichten auswechselte-diesmal für eine, in der er sich als Opfer sah. Mit allem anderen in seinem Leben hatte er jetzt auch die Kontrolle über seinen Tod verloren. Wir, seine Betreuer, hatten alles Menschenmögliche getan, und wenn da zu sein, während er mit seinen Enttäuschungen und körperlichen Schmerzen kämpfte. Er war ein junger Mann, der immer alles sorgfältig geplant und mit Hingabe durchgeführt hatte. War diese Energie war jetzt, wo es darum ging, sein Sterben zu leben, zu einem Hindernis geworden. Er hatte so genannte „gute Tode“ von Freunden erlebt und erwartete, genauso zu sterben. Er hatte klar definierte Vorstellungen davon, wie die Dinge sein sollten, aber die Dinge waren ganz deutlich anders. Schließlich gab er am Morgen eines Tages, der sich als sein Todestag erwies, nach einem letzten Kampf gegen die Ideen, die seiner Wirklichkeit im Wege standen, alles auf. Während ich diesen jungen Mann betreute, fragte ich mich, ob es überhaupt einen „guten Tod“ gibt. Ich konnte seinen Tod weder als gut noch als schlecht bezeichnen. Er starb auf seine eigene Art und Weise, und obwohl es zeitweise hart für ihn und hart für uns war, schien es mir im Rückblick eine erstaunliche Reise gewesen zu sein. Ich respektierte seinen merkwürdigen Heldenmut. Jeder Mensch stirbt auf seine oder ihre Weise. Dieser junge Mann schien in gewisser Weise zu spät gestorben zu sein. Aber war das wirklich der Fall? Ließ ihn der Wechsel in seiner Geschichte, vom Helden zum Opfer, nicht vielleicht am Ende eine dritte Perspektive erfahren, eine, die frei war von „schlecht“ und „gut“, „Held“ und „Opfer“?In seinen letzten Stunden schien alles von ihm abzufallen, einschließlich seines Leidens und seiner Geschichten. Er tauchte unter die Welle des Lebens ab und geriet außer Sicht. Letztendlich kann ich die Reise, die er durchlebt hatte, nicht beurteilen. Spürte einfach nur Liebe für meinen jungen Freund, und über die Jahre ist mein Respekt für ihn gewachsen.Die Vorstellung eines guten Todes kann unglaublichen Druck auf Sterbende und Betreuer ausüben und das Mysterium des Todes sowie den Reichtum des nicht-Wissens schmälern. unsere Erwartungen darüber, wie jemand sterben soll, können zu einem unterschwelligen oder direkten Druck werden. Niemand will dafür beurteilt werden, wie gut er stirbt! Ein „würdevoller Tod“ ist ein weiteres Konzept, das dem, was tatsächlich geschieht, im Wege stehen kann. Dann kann sehr würde los sein. Beschmutzte Nachthemden und Leintücher, austretende Körpersäfte und toben, Nacktheit und ungewöhnliches sexuelles Verhalten, Verwirrung und derbe Sprache sind häufige Begleiter des Sterbens. All die Geschichten, die wir uns erzählen-guter Tod, würdevoller Tod,-können zu innerlichen Vorstellungen werden, mit denen wir uns vor der manchmal rohen und manchmal äußerst erstaunlichen Wirklichkeit des Sterbens zu schützen versuchen. Unsere Geschichten können aber auch Brücken in die Freiheit sein. Viele beeindruckende Berichte über das Sterben, über einen erleuchteten Tod, unsere Inspiration und Entschlossenheit erneuern können. Viele außergewöhnliche Erfahrung mit dem Sterben bedeutender Lehrer haben Schüler dieser Männer und Frauen auf Dauer inspiriert und beeinflusst. Geschichten über den harmonischen Tod von Freunden können uns zeigen, dass das Sterben uns etwas über die Stärke des menschlichen Geistes zu lehren hat, und der Tod eine wirkliche Befreiung sein kann. Diese Geschichten sind ein Vermächtnis, dass das Leben selbst unterstützt. Geschichten können unserem Leiden einen Sinn, dem Sterben Tiefe und unserer Trauer eine Perspektive verleihen. Sie können ein Tor aufstoßen oder einen Pfad aufzeigen. Immer wieder habe ich gelernt, wie befreiend es sein kann, unsere Geschichten auszudrücken, lange bevor der aktive Sterbeprozess beginnt, diese Erzählungen loszulassen, wenn das, was wirklich geschieht, sich entfaltet. Bitte mach dir die unterschiedlichen Erzählungen über den Tod bewusst-die, die wir uns selbst erzählen, die Geschichten unserer Kultur, die Geschichten, die von den Institutionen des Gesundheitswesens verbreitet werden. Lenke deinen Blick auf das, was du dir über das Sterben und den Tod erzählst. Mach dich damit vertraut, wie du dich mit bestimmten Vorstellungen möglicherweise vor der Wirklichkeit des Todes schützt, aber auch, wie diese Erzählungen ein Floß sein kann, dass dich ans andere Ufer bringt. Lerne, nicht dem stillen, inneren Raum anzuvertrauen, in dem die Wahrheit ruht, eine Weisheit, die uns befähigt, alles, was in uns und außerhalb von uns geschieht, zu befragen, es betrachten und davon zu lernen. Diese tiefe Weisheit nimmt unsere Geschichten an, durchleuchtet sie ist zugleich kein Teil unserer Geschichte. Eine Frau, die im Sterben lag, drückte ihre Erleichterung darüber aus, dass alle um sie herum voller Ruhe waren. Ihre eigene ruhelose Suche nach einer Therapie für ihren Krebs hatte sie viele extreme Situationen erleben lassen, während sie an ihrer Geschichte festhielt, ich würde an Altersschwäche haben. Der Impuls dieser Suche trieb sie auch noch an, als ihre aktive Sterbephase begann. Dann, eines Tages, von einem Moment zum nächsten, hielt sie inne ihre Geschäftigkeit hörte einfach auf. Wir, die wir sie begleiteten, spürten die Veränderung, mit der sie sich uns anschloss, wie eine Insel, die auf einen stabilen Kontinent zusteuert. Mit einer neuen Geschichte des Annehmens, die ihre Reise ins Unbekannte unterstützte, konnte sie sich schließlich niederlassen, um zu sterben. Diese neue Geschichte gab ihr die Kraft loszulassen. Unsere Praxis des Nicht-Wissens verweist auf eine offene Perspektive, die tiefer ist als jede Geschichte, tiefer als unsere Erwartungen, tiefer als unsere Wünsche, tiefer als unsere Persönlichkeit, tiefer als kulturelle Strukturen. Am Sterben Anteil zu nehmen gibt uns die einmalige Chance, alle Geschichten infrage zu stellen, die alten, problematischen Gedankengebäude, die nicht länger hilfreich sind, loszulassen und unsere Erzählungen hilfreiche Fiktionen zu verwandeln, die uns darin unterstützen, für unser Leben und Sterben da zu sein. Widerstrebt es dir, nachts einzuschlafen... oder freust du dich darauf, nachts einzuschlafen?Frage: Ich habe diese schönen Momente des Bewusstseins, aber dann ist es so, als würde ich am Rand des Swimmingpools stehen und eintauchen wollen, und ich will nicht loslassen, also habe ich das Gefühl, dass ich nicht sterben will. Ich will nicht loslassen, alles fühlt sich an wie der Verlust von allem, Errungenschaften, Persönlichkeit, Beziehungen. Alles, was mein ganzes Leben ausgemacht hat. Veetman: Widerstrebt es dir, nachts einzuschlafen... oder freust du dich darauf, nachts einzuschlafen. F: Ich liebe es, einzuschlafen. V: Warum liebst du es, einzuschlafen? Mit anderen Worten, was ist es, dass du im Schlaf erlebst, was du im Wachzustand nicht erlebst, worauf du dich so sehr freust. F: Vollkommene Ruhe. V: Und kannst du etwas genauer sein? Was beinhaltet diese völlige Ruhe? F: Nun, ich erlebe nichts, ich bin nicht bewusst, wenn ich schlafe. V: Du bist bewusst, wenn du schläfst, aber du bist dir über nichts als Objekt bewusst. Schlaf ist nicht die Abwesenheit von Bewusstsein. Er ist das Bewusstsein der Abwesenheit. Der Grund, warum du dich auf den nächtlichen Schlaf freust, ist genau der, dass, wenn du nachts einschläfst, dass alles, was nicht wesentlich für dich ist, all die Dinge, von denen du sagst, dass du sie festhalten willst, deine Gedanken, deine Bilder, deine Erinnerungen, deine Aktivitäten, deine Beziehungen, deine Empfindungen, deine Wahrnehmungen, von dir entfernt wird, und das lässt dich ganz allein mit dir selbst, worauf du dich, wie du sagst, freust, weil es so friedlich ist, ganz allein mit dir zu sein. F: Ich habe dich sagen hören, dass du dir des Schlafes bewusst bist, aber das scheint nicht meine Erfahrung zu sein. V: Nun, wenn der Schlaf das Nicht- Sein, wäre würdest du dich nicht darauf freuen. Du würdest ihn mehr fürchten als alles andere. Du hast keine Angst vor dem Schlaf, weil du weißt, dass du nicht aufhörst, zu existieren. Du würdest dich vor dem Schlaf fürchten, wenn der Schlaf Nicht- Existenz wäre. Du hast keine Angst vor dem Einschlafen, im Gegenteil. Du hast uns gerade gesagt, dass du dich auf den Schlaf freust. Warum - weil er friedlich ist. Wenn er friedlich ist, musst du da sein, um seine Ruhe zu genießen, aber du bist dir der Gedanken und Gefühle, der Empfindungen und Wahrnehmungen nicht bewusst. Genau deshalb ist er friedlich. Das ist der Grund, warum wir uns darauf freuen, nachts schlafen zu gehen, weil all unsere Gedanken und Wahrnehmungen und Aktivitäten und Beziehungen von uns genommen sind. Wir freuen uns darauf. Warum glaubst du, dass der Tod etwas anderes sein wird als das? Du fürchtest den Tod, weil er die Beseitigung aller Erfahrungsobjekte ist, die du schätzt, gleichzeitig sagst du uns, dass du dich auf die Beseitigung dieser Objekte während des Tiefschlafs freust. F: Ja, ich hatte einmal eine Erfahrung, als ich angegriffen wurde, es fühlte sich an wie ein Tod, und ich habe alles losgelassen, und das fühlte sich schön an, aber ich habe auch Angst davor. V: Ja, als du angegriffen wurdest, gab es aufgrund der intensiven Angst und Hilflosigkeit, die du erlebt hast, dieses spontane Loslassen von allem, nicht durch deinen eigenen Willen, sondern durch die Kraft der Umstände. Du lässt einfach dieses augenblickliche Loslassen von allem zu; und in diesem Moment leuchtete deine wahre Natur, und als du dich am meisten hättest fürchten müssen, sagst du uns, dass es wunderschön war, denn in diesem Moment leuchtete dein Selbst, dein innewohnendes friedliches, bedingungslos erfülltes Selbst, trotz der Umstände; du fürchtest es einfach deshalb, weil du deine Identität in all diese Objekte der Erfahrung, Erinnerungen, Gedanken, Beziehungen investiert hast. Das Selbst, das getrennte Selbst, das diese Auflösung fürchtet, ist wie die Motte, die sich der Flamme nähert; wenn die Motte die Flamme aus der Ferne sieht, ist sie auf einmal die Flamme. Sie macht sich auf den Weg zur Flamme, aber wenn sie bis auf wenige Zentimeter an die Flamme herankommt, hält sie inne, weil sie diese plötzliche Erkenntnis hat: Um das zu erfahren, wonach ich mich sehne, muss ich sterben. Und so bewegt sich die Motte von der Flamme fort. Aber je weiter sie sich von der Flamme entfernt, desto mehr sehnt sie sich nach der Flamme, denn die Flamme ist alles, was sie will. Also nähert sie sich der Flamme wieder, und dann kommt sie ihr nahe, und sie denkt, um das zu haben, wonach ich mich am meisten sehne, muss ich sterben. Und so macht sie diesen Tanz, den Tanz, den du jetzt machst. Ich will es, ich fürchte es, ich will es, ich fürchte es. Denn das sich getrennte glaubende Selbst überlebt nicht als getrenntes Selbst, um das zu erfahren, was bleibt, wenn sich alle seine Begrenzungen auflösen. Du sagst, ich will als getrenntes Selbst bestehen bleiben, um das zu erleben, was übrigbleibt, wenn alle meine begrenzten Qualitäten von mir entfernt worden sind. Wenn alle deine begrenzten Qualitäten von dir entfernt worden sind, bist du kein separates Selbst mehr, um das zu erfahren, was übrig bleibt... also ist dieses Absterben in die Flamme, der allgemeine Name dafür, Frieden oder Glück. Das getrennte Selbst kann niemals den Frieden und das Glück erleben, nach denen es sich sehnt, weil sein Gefühl der Trennung zu einem Ende kommen muss, damit diese Erfahrung erstrahlen kann. Das ist also der Grund, warum die meisten Menschen in diesen Tanz verwickelt sind. Ich will es, ich fürchte es. Ich will es, ich fürchte es. Alles, was du verlieren wirst, liegt in deinen Begrenzungen. Und dein Glück, dein Frieden, kommt nicht von deinen Begrenzungen. Es ist dein Leiden, das von deinen Begrenzungen kommt. Ihr habt Angst, eure Beziehungen zu verlieren. Aber warum liebt ihr Beziehungen, warum liebt ihr Intimität und Beziehung? Genau deshalb: weil ihr in Beziehung Ihr Gefühl der Trennung verliert, denn das ist es, was die Erfahrung der Liebe ist: die Abwesenheit des Gefühls der Trennung. Es ist also niemals ein getrenntes Selbst, das liebt. Liebe ist die Abwesenheit des getrennten Selbst. Deshalb sagte Rumi, "wahre Liebende treffen sich niemals wirklich". Liebe ist die Auflösung dieses Gefühls der Trennung. So dass der Tod, den du fürchtest, die Erfahrung der Liebe ist, es ist die Auflösung von allem, was uns vorübergehend vergänglich und getrennt hält. F: Danke! Jeder Mensch hat die Möglichkeit, sein Leben durch den bewussten Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit zu beendenJeder Mensch hat die Möglichkeit, sein Leben durch den bewussten Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit zu beenden. Verschiedene persönliche Berichte Bücher und Dokumantarfilme zeigen, warum dies nicht mit einem grausamen Tod verbunden ist, und gelangt zur Konsequenz, dass der Verzicht auf künstliche Versorgungsmassnahmen eine bewusste selbstbestimmte Art des freiwiligen Todes sein kann, und auch für Menschen mit Demenz eine gute Form der Lebensbeendigung sein kann. Seit Urzeiten dürfte es immer wieder vorgekommen sein, dass alte, leidende oder einfach lebenssatte Menschen intuitiv entschieden, durch Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit ihrem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen. In der indischen Kultur wurde diese Form des Sterbens im religiösen Kontext thematisiert und in deutschen Übersetzungen alt-indischer Texte als «Sterbefasten» bezeichnet. Da es sich um eine dem Menschen von Natur aus gegebene Möglichkeit des selbst gewählten Sterbens handelt, kann man es als natürliche Alternative zum Suizid oder, verkürzt, als «natürlichen Suizid» auffassen. Vom Sterbefasten lernen Wer in einer Patientenverfügung festlegt, dass bei ihm keinerlei künstliche Versorgung mit Nahrung und Flüssigkeit vorzunehmen ist, der muss sich zumindest sicher sein, dass dies für ihn später nicht mit grossem Leiden, vor allem durch Durst, verbunden sein wird. Doch kann er dies? Diese Frage bedrängt oft auch diejenigen, die bei einem nicht mehr einwilligungsfähigen Patienten über eine künstliche Versorgung, etwa mittels einer PEG-Sonde, zu entscheiden haben. Verzichtet man auf diese Massnahme, so möchte man darauf vertrauen können, dass dadurch dem Patienten nichts Schreckliches zugemutet wird, zumal sich dies dann möglicherweise nicht eindeutig erkennen lässt. Werden nicht immer wieder die Verantwortlichen von Ängsten vor einem grausamen Verhungern und Verdursten überwältigt. Und ist die im Titel enthaltene Behauptung «kein grausamer Tod» überhaupt zu verantworten? Dass es sich hierbei in vielen Fällen um einen «sanften Tod» handelt, gründet auf den zahlreichen Berichten von Menschen, die durch das Sterbefasten bewusst aus dem Leben geschieden sind. Hieraus kann man lernen, dass vor allem drei Voraussetzungen unbedingt erfüllt sein müssen, damit das Versterben durch Flüssigkeitsverzicht tatsächlich sanft und friedlich verläuft: eine kompetente pflegerische Unterstützung, vor allem eine gute Mundpflege; ein verständnisvolles Begleiten und Abschiednehmen seitens der Angehörigen und anderer; die Option auf palliativ-medizinische Unterstützung durch einen verständnisvollen Arzt. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, so erlebt der Sterbende die ersten Tage oft sehr klar und intensiv. Er und seine Vertrauten können den Abschied positiv gestalten; zudem kann man in dieser Phase den Entschluss, zu sterben, noch rückgängig machen. Anschliessend kann das Erdulden des Flüssigkeitsverzichts manchmal beschwerlich werden, sodass ärztliche Erleichterung hilfreich ist. Gegen Ende kann die Kommunikationsfähigkeit stark abnehmen. Der Tod kommt – nach etwa einer bis drei Wochen – friedlich im Schlaf. Unterlassen künstlicher Flüssigkeitsversorgung bei Dementen Man ist sich heute weitgehend darüber einig, dass bei Sterbenden nur noch etwas gegen ein eventuelles Durstgefühl unternommen werden muss (wozu hinlänglich bekannte Mittel zur Verfügung stehen), eine lebensverlängernde Versorgung mit Nahrung und Flüssigkeit aber nicht mehr indiziert ist. Bei alten Menschen – auch solchen mit Demenz – nimmt bekanntlich die Bereitschaft, zu essen und zu trinken, im Laufe der Zeit ab. Irgendwann kann die Situation eintreten, dass die orale Versorgung mit Nahrung und Flüssigkeit nicht mehr ausreichend möglich ist und entschieden werden muss, ob zu künstlicher Versorgung übergegangen werden soll. Sind die Betroffenen wegen eines extremen körperlichen Leidens oder beispielsweise nach einem Schlaganfall nicht mehr einwilligungsfähig, so ist für die Verantwortlichen die Entscheidungsfindung zwar manchmal schwierig; sie erfolgt heute aber in weitgehend standardisierten klinischen Fallbewertungen anhand etablierter ethischer Leitlinien. Sind die Betroffenen jedoch aufgrund einer Demenz nicht mehr einsichtsfähig, besteht – wie wir sehen werden – noch immer grosse Unsicherheit. Verschiedene Forscher kommen zu der Folgerung, dass eine PEG-Sonde speziell für schwer demente Patienten mehr Leid als Annehmlichkeit bedeute und zu sehr belastenden Komplikationen führen könne. In den Niederlanden befasste sich eine Forschergruppe mit dem Unterlassen künstlicher Ernährung und Flüssigkeitsversorgung bei solchen PatientInnen. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Entscheidung gegen eine künstliche Ernährung getroffen wurde, litten zwei Drittel der Patienten unter einer akuten Erkrankung, zum Beispiel einem Schlaganfall, einer Infektion der unteren Atemwege oder einer Harnwegsinfektion. 59 Prozent von ihnen starben innerhalb einer Woche, 28 Prozent bereits nach ein bis zwei Tagen. Diese kurze Überlebenszeit spricht dafür, dass die Patienten sich bereits in einem sehr schlechten Zustand befanden und dem Tode nahe waren. Dass eine Fortsetzung der künstlichen Ernährung und Flüssigkeitsversorgung in diesen Fällen den Tod noch hinausgeschoben hätte, ist sehr fraglich. Den Studienergebnissen zufolge war die Entscheidung gegen künstliche Ernährung und Flüssigkeitsversorgung vor allem für die Angehörigen problematisch: Sie brauchten meist einige Zeit, um sich auf die kritische Situation des Patienten und dessen bevorstehenden Tod einzustellen. Wenn die betreuenden ÄrztInnen dies berücksichtigten, konnte die Entscheidung aber fast immer einvernehmlich getroffen werden. Zukunftsperspektiven Die Wahrscheinlichkeit, dement zu werden, steigt mit dem Alter; von den über 80-Jährigen ist in Deutschland jeder Fünfte dement. Angesichts dessen sollte es in unserer Gesellschaft gleichermassen akzeptiert werden, wenn man einfach nicht als Dementer weiterleben möchte und sich daher vornimmt, rechtzeitig aus dem Leben zu scheiden; wenn man Demenz umgekehrt als naturgegebenes «4. Lebensalter» akzeptiert; wenn man sich mit der Perspektive der Demenz schlicht nicht befassen will und einfach abwartet, was kommt. In einer nicht ganz fernen Zukunft wird es möglich sein, über das freiwillige Beenden seines Lebens so selbstverständlich zu entscheiden, wie über die Frage, ob man sich später eine Erd- oder eine Feuerbestattung wünscht, die ja vor 100 Jahren von der Kirche noch als Problem gesehen und politisch bekämpft wurde. Ein kleiner Anteil der Bevölkerung wird sich im hohen Alter zum vorzeitigen Beenden des Lebens entschliessen, unter anderem, um einer Demenz zu entgehen. Dann werden die einen sich den Wunsch erfüllen, mithilfe eines Medikaments einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen, während andere das Sterbefasten als allmählichen Ausklang wählen: wie jener über 80 Jahre alte Wissenschaftler, über den die Hannoversche Allgemeine Zeitung 2012 berichtete und der den Entschluss, zu sterben, noch im Anfangsstadium der Demenz in die Tat umzusetzen vermochte. Siehe auch Unsere Bibliothek über Sterbefasten Wir empfehlen u.a. das Buch von Sabine Menge: Ich sterbe, wie ich will: Meine Entscheidung zum Sterbefasten Ein beeindruckender Fall ist das Sterbefasten der Marion M., welches vom Medienprojekt Wuppertal dokumentiert wurde:https://www.medienprojekt-wuppertal.de/v_184 "Mir ist wichtig, dass verstanden wird, dass ich diese Interviews gebe, weil mir auch wegen meiner eigenen Erfahrung sehr daran gelegen ist, dass das Thema Sterben und auch durch Ärzte begleitetes Sterben aus der Tabuzone herauskommt, weil es, wenn Menschen ohne Hürden genauer hingucken können, ihnen enorm viel Leid erspart. Es wird immer ein schwieriger Lebensabschnitt bleiben, aber ich glaube, dass es eine Vermeidung von unnötigem Leid mit Verzweiflung und Schmerzen gibt. Jeder, der davon betroffen war, sehnt sich danach, nicht diffamiert und körperlich und psychisch noch belasteter zu werden, als die Situation so schon ist." In diesem Sinn versucht der Film durch ausführliche Interviews mit Marion M., ihrer Tochter und ihrem Arzt Hartmut Klähn ihre Lebens- und Sterbensgeschichte zu erzählen. Neues Gesetz über das Recht auf SterbehilfeEntscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Deuitschland. 26.02.2020 Die Beschwerden von Sterbehilfeorganisationen, Ärzten und schwer kranken Menschen hatten Erfolg: Das in Deutschland geltende Verbot der geschäftsmäßigen Hilfe beim Suizid ist verfassungswidrig. Es gebe ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Das 2015 eingeführte Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe verstößt gegen das Grundgesetz. Es gebe ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben, sagte der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, bei der Urteilsverkündung in Karlsruhe. Das schließe die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und dabei Angebote von Dritten in Anspruch zu nehmen. Der neue Strafrechtsparagraf 217 mache das weitgehend unmöglich. Die Richter erklärten das Verbot nach Klagen von Kranken, Sterbehelfern und Ärzten für nichtig. Paragraf 217 stellt die "geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung" unter Strafe. Bei Verstößen drohen bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Nur Angehörige und "Nahestehende", die beim Suizid unterstützen, bleiben straffrei. Der Gesetzgeber wollte damit verhindern, dass Suizidhilfe-Vereine ihre Angebote für zahlende Mitglieder ausweiten und gesellschaftsfähig werden. Niemand sollte sich unter Druck gesetzt fühlen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Furcht des Arztes vor Strafe In der Schweiz sind die Zahlen hoch, und das liegt, so heißt es, vor allem auch an den Deutschen, die kommen. Wer nicht in die Schweiz fahren wollte, war verunsichert oder war empört, dass es nun keine legale Hilfe mehr gab. Und die meisten Ärzte fanden den neuen Paragrafen im Strafgesetzbuch unklar. Sie wussten nicht, ab wann sie sich strafbar machen und haben deshalb sicherheitshalber Fragen der Patienten zu diesem Thema überhört. Das alles haben die Verfassungsrichter gesehen und mit einer gewissen Radikalität gesagt: Ja, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, bedeutet auch das Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Das schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen. Punkt. Zum ersten Mal legen das die Richterinnen und Richter so klar fest. Da darf niemand reinreden, das darf nicht von irgendwelchen Voraussetzungen abhängig gemacht werden - etwa, dass man sich nur das Leben nehmen darf, wenn man sterbenskrank ist. Wer besorgt das Medikament? Wer die mündliche Verhandlung im vergangenen April verfolgt hat, konnte schon spüren, wie ernst es den Richterinnen und Richtern war. Immer wieder fragten sie die Bundestagsabgeordneten: Ihr wollt ein Gesetz für die Menschen machen und schlagt ihnen doch alle Hilfe aus der Hand. Die Betroffenen haben niemanden, der ihnen das Medikament besorgen kann, das sie im Ernstfall brauchen. Sie wissen nicht, wie sie würdevoll ihr Leben beenden können. Sie können sich noch vor den Zug werfen, aber sie können nicht mal mehr ernsthaft mit einem Arzt über ihr Anliegen sprechen, weil der Arzt immer Angst haben muss, sich strafbar zu machen. Mehr Selbstbewusstsein, mehr Selbstbestimmung Die Entscheidung des Verfassungsgerichts ist folgerichtig. So geht es nicht. Unser Verständnis vom Lebensende verändert sich. Wir sind größtenteils selbstbewusster geworden. Wir wollen bestimmen. Und viele Schwerkranke sagen: Ich will jetzt noch nicht sterben, ich will aber wissen, dass ich es machen kann, wenn ich soweit bin. Sicher kann es im Ernstfall sehr entlastend sein zu wissen, wie das Ganze abläuft und dass die Betreffenden es selbst steuern können. Was nicht heißt, dass dubiose Sterbehilfevereine jetzt die Sache unter sich regeln dürfen. Der Staat kann und muss kontrollieren. Die Verfassungsrichter sagen: Beratung ist zwingend. Und natürlich muss die Gesellschaft all denen, die sich unter Druck gesetzt fühlen könnten, auf vielfältige Weise beistehen. Immerhin ist es ein deutlicher Erfahrungswert: Wer in der letzten Phase seines Lebens gut begleitet wird, der denkt weniger über Selbsttötung nach. Auszüge aus Spiegel online, Feb 2020 Anzeichen und Symptome des aktiven SterbensIn Hospizen versucht man, auch mit Hilfe der modernen Medizin, Sterben so erträglich wie möglich zu machen.
Dabei ist von der Natur vorgesehen, dass Botenstoffe und physiologische Mechanismen für einen schonenden Ablauf sorgen. Das MYSTERIUM. Anzeichen und Symptome des aktiven Sterbens Aktives Sterben ist die letzte Phase des Sterbeprozesses, in der eine Reihe von körperlichen Veränderungen und gleichzeitig Veränderungen im Bewusstsein, im Nervensystem, im Sein und der Identität geschehen. Diese Anzeichen und Symptome beschreiben, wie sich Körper und Bewusstsein auf das letzte Stadium des Lebens vorbereiten. Jeder Sterbebegleiter und jede Pflegekraft sollte diese Dinge wissen und erkennen können, um den Sterbenden nicht durch (oft unnötiges) Handeln und Reaktion zu stören, und völlig präsent zu sein. Diese Erkenntnisse und Beobachtungen lassen uns viele Ereignisse im aktiven Sterben klarer verstehen und ohne Angst und Projektionen begleiten Das Mysterium. CD/ Download 2006 Info/ Hörproben DIE SUCHE NACH DEM WIRKLICHEN LEBENWenn ein geliebter Mensch stirbt ... Das Schlimmste ist das Gefühl der Ohnmacht. Nichts tun können, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Wenn unaufhaltsam jeder stirbt, was ist dann dieses Leben? Ein Freund kam zu mir in der letzten Nacht. Seine Freundin liegt im Sterben. Er war sehr besorgt und aufgewühlt. Das ist natürlich. Wenn jemand stirbt, den du zutiefst geliebt hast, dann bringt das deinen eigenen Tod näher. Der Moment des Todes ist eine große Enthüllung. Er gibt dir ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Ein Gefühl, als ob du nicht mehr wärst. Die Illusion zu sein, verschwindet. Der Freund weinte. Er ist normalerweise nicht ein Mann, dem Tränen leicht fallen oder der sich schnell hilflos fühlt. Normalerweise konnte er überhaupt nicht weinen. Aber er war zutiefst erschüttert. Jeder würde das an seiner Stelle sein, denn plötzlich siehst du, wie es dir den Boden unter den Füßen wegzieht. Du kannst nichts tun. Jemand stirbt, den du liebst. Du würdest gerne dein eigenes Leben geben, wenn du könntest, doch du kannst es nicht. Nichts kann getan werden. Man kann nur in tiefer Ohnmacht auf den Tod warten. Dieser Moment kann dich traurig und bedrückt machen oder er kann dich auf eine große Reise zur Wahrheit schicken. Eine großartige Reise auf der Suche nach dem, was niemals stirbt.. Was ist dieses Leben? Wenn der Tod kommt und alles wegnimmt, was ist dieses Leben? Welche Bedeutung trägt es, wenn man gegenüber dem Tod so machtlos ist? Denke daran, es ist nicht nur die eine Freundin, die im Sterbebett liegt. Jeder liegt in seinem Sterbebett. Nach der Geburt liegt jeder im Sterbebett. Das geht nicht anders. Denn nach der Geburt ist eines ganz sicher: Das ist der Tod. Du stirbst auch, nicht nur die Freundin dieses Mannes. Vielleicht stehst du ein wenig weiter weg in der Warteschlange, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit. Jemand stirbt heute, jemand morgen, jemand übermorgen. Was ist der Unterschied? Die Zeit kann keinen großen Unterschied machen. Zeit kann die Illusion von Leben erschaffen, doch das Leben, das im Tod endet, kann nicht das wirkliche Leben sein. Das muss ein Traum sein. Ich möchte dich darauf aufmerksam machen. Dann kannst du die Suche beginnen. Die Suche ist die Suche nach dem wirklichen Leben, dem wahren Leben, das keinen Tod kennt. Leben ist nur wahr, wenn es ewig ist. Wo wäre sonst der Unterschied zwischen einem Traum und dem Zustand, den du Leben nennst? In der Nacht, wenn du tief schläfst, ist der Traum genauso wahr wie alles andere auch. Der Traum scheint sogar noch wirklicher als das zu sein, was du mit offenen Augen siehst. Am Morgen ist dann alles vorbei. Es bleibt nicht einmal eine Spur übrig. Am Morgen, wenn du aufwachst, dann siehst du, dass es ein Traum und nicht die Wirklichkeit war. Dieser Traum vom Leben zieht sich über ein paar Jahre hinweg. Dann erwacht man plötzlich und das ganze Leben zeigt sich als Traum. Der Tod ist eine große Offenbarung. Wenn es keinen Tod gäbe, dann gäbe es keine Religion. Nur aufgrund des Todes existiert Religion. Ein Buddha wird durch den Tod geboren. Alle Buddhas werden geboren, weil sie sich des Todes bewusst sind. ~ Osho- The Search Sterben, Tod und die Bedeutung der Übergangsrituale in unserem LebenIntegration von medizinischer Betreuung und der Ethik von Mitgefühl in der SterbebegleitungEs gibt einige Kernprinzipen in der spirituellen mitfühlenden Sterbebegleitung. Das erste Prinzip ist die Einstellung auf die ganze Person- zu erkennen, dass die Sterbenden körperlichen Schmerz und seelisches Leiden erfahren, und soziale, psychologische und spirituelle Bedürfnisse haben. Palliative Betreuung ist das Besondere in der Hospizpflege, sowohl als Mittel zum Zweck, und in dem Verständnis, dass die Erleichterung von Leiden Sterbende befreit, sich auf heilende Beziehungen zu fokussieren, und sich um andere Angelegenheiten von Bedeutung zu kümmern. Schmerz erfordert die gleiche Aufmerksamkeit wie die Krankheit selbst. Um die Syndrome von chronischem Schmerz zu verstehen, beginnen wir, den Patienten tief zuzuhören und über die Bedeutung ihrer Erfahrung nachzudenken: „Ein Prozess, in dem ich es zulasse, mein Zuhören in wirkliches Hören zu entwickeln“. Wir kennen das Konzept des „Totalen Schmerzes.“ Die Multidimensionalität des Schmerzes- die körperlichen, mentalen, sozialen und spirituellen Aspekte- und die Zwischenverbundenheit von Verstand, Körper, Seele, und einem weiteren sozialem Kontext. Furcht und Spannung in körperlichem Schmerz verschärft die Erfahrung in solchem Schmerz. Das Konzept von „Totalem Schmerz“ ist ein wohlüberlegter Versuch, Sterbebegleiter und Betreuer dazu anzuhalten, die verschiedenen Facetten des Leidens eines sterbenden Patienten anzuschauen, über die Erfordernisse von Analgetika (Schmerzmedizin) hinaus auf die Bedürfnisse nach menschlichem Verstehen, Mitgefühl und praktischer sozialer Hilfe. Auch die Anspannung und das Leiden der Angehörigen, und das entsprechende Bedürfnis nach einem Zuhörer könnte genauso groß sein wie das des Sterbenden. „Trauer, Schuldgefühle, und alte, ungelöste Spannungen könnten sie zu einem Rückzug von wirklichem Kontakt und Kommunikation mit dem Sterbenden bringen, und so das Leiden auf beiden Seiten vergrößern“. Das zweite Prinzip der mitfühlenden Begleitung ist, dass es nicht nur eine Sache davon ist, Techniken anzuwenden, sondern vor allem in einer Art des Seins geerdet zu sein, die ich Präsenz nenne. Die Macht des Zuhörens und die Fähigkeit, im Angesicht von Leiden eine mitfühlende Präsenz zu verkörpern, ist genauso wichtig, oder sogar noch wichtiger, als medizinische Eingriffe. Das Verstehen, dass Heilung nicht so sehr durch das geschieht, was man tut, sondern das, was man im Tun ist. Die Essenz von mitfühlender Begleitung beinhaltet, in eine Präsenz zu vertrauen, die den Patienten und seine Familie leichter erreichen kann, wenn der Begleiter sich darauf ausrichtet, alle seine Kompetenz mit Mitgefühl zu nutzen und wenig zu sagen, was dieses unterbrechen könnte. Spiritueller Schmerz entsteht aus dem Gefühl, das aus der Illusion entsteht, dass weder unser Leben oder das Universum einen Sinn hat, dem Gefühl, nicht verbunden zu sein mit einer größeren Wahrheit und Liebe. Diese durchdringende Angst und Unsicherheit charakterisiert unsere moderne Gesellschaft, in der „Wahrheit“ zunehmend auf zerbrechliche, selbstbezogene Gedanken reduziert ist, die für radikale Zweifel anfällig sind, besonders in Krisenzeiten wie z.B. der gegenwärtigen Pandemie, und mehr noch im Sterbeprozess. Mitfühlendes Dasein mit anderen in solchen Krisenzeiten bedeutet, eine Atmosphäre von Liebe und menschlicher Präsenz zu geben, eine haltende Umgebung, in der Patienten und ihre Familien trauern können, Verbundenheit und Ruhepausen erfahren können, und Antworten auf Fragen über Sinn und Bedeutung finden können. Als Betreuer/in der Sterbenden gibt es keine Erfordernisse, dass man Antworten haben muss, oder dass man das Leiden eines anderen völlig verstehen muss; nur, dass man vorbereitet ist, mit einem offenen Herzen und bewusster, ruhiger Präsenz anwesend zu sein, um Zeuge zu sein oder mit denjenigen fühlen kann, die deiner Sorge und Pflege überantwortet sind. Das dritte Prinzip mitfühlender Begleitung beinhaltet, mit Achtung vor der Integrität des Anderen im Angesicht dessen darauf zu antworten, welches Leiden auch immer sich zeigt. Es gibt viele Komplikationen, die mit einer tödlichen Krankheit aufsteigen können. Und doch ist es entscheidend wichtig, dass der Tod letztendlich als Wahrheit, der man begegnet, gesehen wird, als Wieder- Verschmelzen, als Rückkehr in den Urgrund des Seins, aus dem alles Leben aufsteigt und in den es wieder zurückkehrt, aber nicht als einen „Prozess, den man managt“. Meine Arbeit mit Sterbenden durchdringt ein unerschütterliches Vertrauen in die menschliche Fähigkeit, in allen Zeiten und Situationen Bedeutung zu finden und Reife zu entwickeln, einschließlich aller Zeiten von anscheinend unerträglichem Leiden. Die Sterbenden brauchen kein Mitleid, aber sie wollen stattdessen mit Respekt und den Erwartungen von Vertrauen behandelt werden. Ich vertraue, dass diejenigen, die dem Ende des Lebens näherkommen, mit liebevoller Unterstützung ihren eigenen Weg finden können. Diese Hochachtung, die ich für die Integrität Sterbender in mir halte, ist in dem Wissen begründet, dass wir alle eines Tages unseren letzten Atemzug nehmen werden. Ich bin tief dankbar für die spirituellen Geschenke der Sterbenden, in dem Verstehen, dass wir diejenigen sind, die verarmt sind, wenn wir nicht in der Lage sind, diese Geschenke anzunehmen. Das vierte Prinzip der mitfühlenden Begleitung ist die Notwendigkeit, unsere Fähigkeit zu mitfühlender Präsenz vorzubereiten, zu erschaffen, und auszudehnen. Das geschieht durch die Übungen, die Bewusstheit, innere Ruhe, und Einsichten in die Bedürfnisse anderer Menschen kultivieren. Es gibt mehr als einen Weg zur Selbsterkenntnis, und jeder muss seinen eigenen Weg finden, wie wir unsere Fähigkeit für mitfühlende Präsenz erschaffen. Meditation, inneres Erforschen und aufrichtiges Gebet sind nicht so sehr ein Mittel, um Fragen zu beantworten, aber eine Praxis, unsere eigene Bereitschaft zu vertiefen, mit Fragen zu leben, die keine rigiden Antworten haben, mit einem grundsätzlichen Vertrauen, dass es einen Sinn und Bedeutung hat, und eine Antwort darauf, selbst wenn sie noch nicht offenbart wird. Das fünfte Prinzip der mitfühlenden Begleitung bezieht sich auf die Notwendigkeit kultureller Praktiken und eines gemeinschaftlichen Kontextes, der Absichtsbewusstsein, Reflexion und ständiges kontemplatives Lernen unterstützt. Unsere Fürsorge findet immer in einem sozialen Umfeld statt, sei es in einer Familie, einer Organisation oder einer spirituellen Gemeinschaft. Solche Kontexte können unsere Bemühungen, eine mitfühlende Präsenz zu verkörpern, unseren tiefsten Absichten treu zu bleiben und unser eigenes Wachstum und Werden zu fördern, unterstützen oder vereiteln - Der Aufenthalt bei denen, die leiden und sterben, kann für die Betreuer emotional und existentiell kostspielig sein. Wirkliche Befreiung entsteht weder durch die Beschönigung oder Verdrängung schmerzhafter Gefühlszustände, sondern nur dadurch, dass man sie in vollem Umfang erlebt. Eine spirituelle Gemeinschaft oder eine Gruppe von Menschen mit bestimmten gemeinsamen Werten kann einen idealen Rahmen bieten, um sich einander zuzuwenden, durch schmerzhafte Erfahrungen zu lernen und eine gemeinsame liebevolle Offenheit füreinander und für die Patienten in ihrer Obhut zu haben. Eine Station für Sterbende oder der Raum einer/eines Sterbenden ist ein Ort des Wachsens als Bewusstsein, und das gemeinsame Engagement der Mitglieder für ihre eigene spirituelle Reise erschafft eine Atmosphäre, in der andere es leichter fanden, auf ihre Suche zu gehen und den Mut zu finden, mit sterbenden Menschen wirklich gegenwärtig zu sein, beruflich oder in der privaten Pflege und Begleitung. Eine Frage, die oft gestellt wird, ist, wie wir mit dem gleichen „Geist“ von Erforschung und Stärke weitergehen können, zu lernen und zu wachsen, aber gleichzeitig den Menschen , die mit viel Schmerz, Angst und Verzweiflung kommen, eine Atmosphäre von Liebe, Vertrauen und Geborgenheit geben können. Die Antwort ist, dass die Qualitäten von Begleitern, die sich gegenseitig darin unterstützen, Hingabe und Demut im Angesicht des Todes und der spirituellen Reise eines „Anderen“ zu entwickeln, sich auf alles auswirkt, was dort geschieht. Die Absicht der gemeinsamen Praktiken wie Meditation, Gebet und innerem Erforschen ist es,eine Flexibilität des Geistes und eine Leichtigkeit der Berührung mit jedem Patienten zu entwickeln. Unsere Hoffnung ist es, dass jeder so tief wie möglich auf seine/ ihre eigene Weise reflektieren wird, was das wirklich Wichtige ist. Die Vergänglichkeit dieser schwebenden WeltDer japanische Haiku-Meister Issa verlor im 18. Jahrhundert seine kleine Tochter. Er kämpfte darum, seinen Verlust in den Griff zu bekommen, völlig am Boden zerstört, schrieb er: Die Welt des Taus ist die Welt des Taus. Und doch, und doch ... Issa war nicht frei von Angst; er kann nicht begreifen, wie das Leben seines kleinen Mädchens so flüchtig sein kann wie die winzige, perfekte Welt in einem Tropfen Morgentau. Doch selbst in diesem Gedicht können wir sehen, wie sich seine fest geschlossene Hand zu öffnen beginnt. Genau wie das Leben von Issas Tochter ist auch die Trauer vergänglich; schließlich kann sie durch uns hindurch strömen und uns dadurch weiser und demütiger werden lassen. Vor dieser Verwandlung müssen wir jedoch die langsame Arbeit leisten, sie zu durchschwimmen. Den Schmerz und die Sehnsucht zu verleugnen, die wir empfinden, bedeutet, uns der schweren Steine zu berauben, die schließlich der Ballast für die beiden großen Ansammlungen von Weisheit und Mitgefühl sein werden. Die Zen- Nonne Rengetsu drückt auf diese Weise die Schärfe von Verlust und Vergänglichkeit aus: "Die Vergänglichkeit dieser schwebenden Welt fühle ich immer wieder. Es ist am schwersten, derjenige zu sein, der zurückgelassen wird". Dein Bewusstsein im Tod mit der Weisheit deines Meisters oder deines inneren Lehrers vereinen22/7/2020 Die direkte Lehre des inneren LehrersWenn du zum Zeitpunkt des Todes,
dein Bewusstsein vertrauensvoll mit dem Bewusstsein der Weisheit des Meisters vereinst und in diesem Frieden stirbst, dann wird alles, das verspreche und versichere ich dir, gut werden. Unsere Lebensaufgabe ist es, diese Verschmelzung mit der Weisheit des Meisters immer wieder zu praktizieren, damit es so natürlich wird, dass jede Aktivität -sitzen, gehen, essen, trinken, schlafen, das Träumen und das Erwachen-, beginnt, von der lebenden Präsenz des Meisters zunehmend durchdrungen zu werden Langsam, über Jahre wahrer tiefer Hingabe, beginnst du, alle Erscheinungen zu kennen und zu erkennen um der Ausdruck der Weisheit des Meisters zu sein. Alle Situationen des Lebens, selbst jene, die einst tragisch, bedeutungslos oder erschreckend erschienen, offenbaren sich immer transparenter als die direkte Lehre und der Segen des Meisters und des inneren Lehrers. ~Tsogyal Lokar~ Wenn du keinen Meister haben, vereine dich mit der Vision der Person, die dich inspiriert, der Beste zu sein, das du sein kannst. Empathischer Stress und Verletzung, Belastung und Apathie"Moralisches Leiden ist der Schmerz, den wir in Bezug auf Handlungen erfahren, die über unsere Grundsätze von grundlegender menschlicher Güte hinausgehen. Es manifestiert sich in mindestens vier Hauptformen. Moralische Belastung entsteht, wenn wir uns eines moralischen Problems bewusst sind und wir legen eine Abhilfe fest, sind aber nicht in der Lage, sie aufgrund interner oder externer Zwänge umzusetzen. Moralische Verletzung ist eine psychische Wunde, die durch das Erleben oder die Beteiligung an einem moralisch verwerflichen Akt entsteht; es ist eine giftige, eiternde Mischung aus Furcht, Schuld und Scham. Im Gegensatz dazu ist moralische Empörung ein äusserer Ausdruck der Entrüstung gegenüber anderen, die gegen gesellschaftliche menschliche Normen verstoßen haben. Als eine Reaktion, die sowohl Wut als auch Abscheu beinhaltet, kann uns moralische Empörung über unethische Handlungen zum Handeln bewegen und Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht fordern. Moralische Apathie entsteht, wenn wir es einfach nicht wissen wollen, oder wenn wir Situationen verleugnen, die in anderen Schaden anrichten". ~ J. Halifax ~ *** Deshalb sollten wir aufrichtiges Einfühlungsvermögen und grenzenloses Mitgefühl entwickeln. Stille Meditation und Tonglen (Atishas Meditation) fördern diese Qualitäten in unserem Bewusstsein. https://www.spirituelle-transformation.com/…/meditation-ton… Selbstbestimmtes Sterben durch SterbefastenEs ist mein Recht.
Das selbstbestimmte würdevolle Sterben durch Sterbefasten. In diesem Film geht es um das Greifbare und Intime. Es ist ein Ausdruck von Händen, die mit dem Herzen verbunden sind und sich auf das Wesentliche besinnen. Dieser Film handelt von belastbaren und unabhängigen Familien und Einzelpersonen, die trotz der Normen den Mut haben, neu zu überdenken, wie wir sterben, und die Weise revolutioniert, wie wir am besten weiterleben können. "Meine Mutter hatte eine kongestive Herzinsuffizienz und beschloss, sich nicht den Demütigungen eines medizinischen Eingriffs zu unterwerfen. Als sie zu schwach wurde, um aus dem Bett aufzustehen, beschloss sie, mit dem Essen und Trinken aufzuhören (auf Deutsch heißt das Sterbefasten, in den USA heißt das VSED - Voluntarily Stopping Eating and Drinking). Meine freimütige Mutter bestand darauf, dass ich unsere Familie filme, während wir gemeinsam durch diesen belastenden Prozess gingen. Mein Bruder und ich kümmerten uns während der zehn Tage, die sie brauchte, um zu Hause zu sterben, rund um die Uhr um sie. Dann haben wir ihren Körper gewaschen, ihr Haar gerichtet und anhand von YouTube-Videos herausgefunden, wie wir ihren Mund und ihre Augenlider geschlossen halten konnten (ein Stoffstreifen und ein Sack Reis). Dann legten wir sie in einen Sarg, den wir ein paar Wochen zuvor gebaut hatten und den ihre Enkelin mit Einhörnern, Sonnenblumen und einem riesigen Smiley-Gesicht bemalt hatte. Indem wir ihr beim Sterben halfen, setzten wir ein Gespräch über den Tod fort, das wir seit Jahrzehnten führen. Dieses Kapitel über den Tod meiner Mutter wird Teil eines Dokumentarfilms mit dem Titel "Ein handgemachter Tod" über die Art und Weise, wie andere in den Kreis des Todes treten und diese universelle Erfahrung von den Experten in den weißen oder schwarzen Kitteln zurückfordern. Eine Familie führt eine Hausbeerdigung für ihren Patriarchen durch; die Stadt Crestone CO hat den ersten öffentlichen Verbrennungsplatz für ihre Mitglieder organisiert; ein Sterbehelfer hilft seinen Patienten, ihr Leiden zu ihren Bedingungen zu beenden; ein Ehepaar ringt mit einer Agentur über die unheilbare Krankheit ihres Kindes." Liebe bedeutet alles![]() "Sie ist 98. Und die Isolation und Einsamkeit überkam sie bei meinem Besuch in einem Fluss von Tränen. Sie war 6 Wochen lang nicht in der Lage, ihren Sohn oder ihre Tochter zu sehen. Sie will sterben. Denn mit 98 ist das Warten zu viel. Ich bot ihr an, ihren Sohn über FaceTime zu sehen. Sie weinte mehr. Sie wollte eine richtige Umarmung. Ich in meiner Schutzkleidung habe genug gesagt. Auch ich beugte mich in ihre Arme, die sie so fest um mich geschlungen hatte. Ich brach die Regel. Ich umarmte sie, bis sie atmen konnte. Wir erfuhren beide eine Heilung. Ich würde es wieder tun. Liebe ist das Wichtigste. Die älteren Leute in der Langzeitpflege wurden nicht berührt oder umarmt. Das führt zu Entwicklungsstörungen. Umarmungen sind ein notwendiger Teil des Lebens. " - von einer Krankenschwester geteilt |
Veetman
leitet das Institut für Leben und Sterben Spenden
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February 2022
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